MAGYAR KIRÁLYI TÁBORI POSTA ÉS POSTAI CENZÚRA

2013.

Beitrag zum Postverkehr während der hochinflationären Periode

Beitrag zum Postverkehr während der hochinflationären Periode

Artikel veröffentlicht im SZABOLCSI BÉLYEGÚJSÁG im December 2013

 

"Beitrag zum Postverkehr während der hochinflationären Periode"


(Die Deutung des Weges eines interessanten Briefumschlages)

Mein Freund Andor Hodobay wendete sich an mich, um eine Deutung eines interessanten und außergewöhnlichen Briefes vorzunehmen. Auf dem Briefumschlag befanden sich Stempel und Aufschriften in einer großen Anzahl. Zuerst konnte man sich nicht zurechtfinden bei so vielen Stempeln und ich benötigte eine Weile, um zu versuchen eine Lösung hierfür zu finden. Natürlich war es notwendig vorher einige bestimmte Daten zu wissen, für die Bestimmung des Briefes.
Im Mai 1945 war im ungarischen Postverkehr noch eine trübe Periode. Die Durchführung des inländischen Postverkehrs prallte noch auf ernsthafte Schwierigkeiten, der Austausch von ausländischen Briefsendungen funktionierte noch nicht. Der Austausch von ausländischen Briefen begann mit der Tschechoslowakei am 8. Oktober 1945, mit Jugoslawien etwas früher, am 6. August.

Abb. 1 Titelseite des Briefes
Der Brief wurde am 30. Mai 1945 im Postamt Nr. 1 von Szolnok aufgegeben, was durch den Datumsstempel auf dem Umschlag bestätigt wird. Dieser Brief wurde nach Bratislava an einen Soldaten adressiert, vermutlicherweise war dies seine letzte bekannte Aufenthaltsanschrift, als er noch mit seinen Lieben korrespondieren konnte. Dieser Briefwechsel geschah noch vor dem 4. November 1944, denn an diesem Tage nahm die Rote Armee Szolnok ein und somit wurde der Briefwechsel mit den von Ungarn kontrollierten Landesteilen eingestellt. Deshalb konnten die Familienangehörigen keine Nachrichten mehr von den Soldaten erhalten.
Der Brief wurde vom Postamt angenommen, obwohl der Postverkehr mit der Tschechoslowakei noch nicht begonnen hatte und außerdem erhielt der Brief kein Porto für das Ausland. Während diesen Zeiten war es nicht selten, daß die Postämter auch Inlandsbriefe angenommen hatten, obwohl zum Zeitpunkt der Annahme man sicher keine Briefe befördern oder zu-stellen konnte. Jedoch benötigte man das Geld, um die Post am Leben zu halten. Ich kenne mehrere solcher Briefe, die an solche Stellen gesandt wurden, mit denen zum Zeitpunkt der Annahme noch keine postalische Verbindung existierte und erst als es möglich war, wurden diese Sendungen später weitergeleitet. Aber solch einen Auslandsbrief hatte ich vorher noch nicht gesehen, dies war das erste Exemplar. Der Postbeamte in Szolnok hat den Brief angenommen und verlangte 1 Pengö in Bargeld als Gebühr und wendete somit den Tarif für "Inlandsbriefe bis 20 Gramm" an. Die Gebühr wurde mit einem Kreis-stempel und einem Bleistifteintrag von 1,- bestätigt. Der Kreisstempel hatte den Schriftzug: "POSTA HIVATAL - Angenommen in Bargeld - Szolnok".

Abb. 2 Rückseite des Briefes
Der Tarif des Briefes war vollkommen unbegreiflich, denn der angenommene Auslandsbrief wurde mit Inlandstarif bezahlt !
Bratislava ist nach Rückkehr von Oberungarn bei den Slowaken geblieben und änderte sich auch während des Krieges nicht. Man kann sich aber vorstellen, daß sich der Postbeamte nicht auf Höhe seiner Berufung befand und somit der Sendung einen falschen Tarif gab. Dagegen jedoch widerspricht die Tatsache, daß die Sendung nicht weiterbefördert werden konnte, also hatte die Post genügend Möglichkeiten und Zeit diesen Brief an den Absender zurückzuschicken oder wegen des falschen Tarifes einen Zuschlag zu kassieren, denn auf der Rückseite der Sendung konnte man den Namen und die Adresse des Ab-senders finden. Eigentlich hätte der prüfende Kontrolleur bemerken müssen, daß dieser Brief stark unterfrankiert war. Aber vielleicht machte eben diese Ausslandssendung dies gerade interessant und außergewöhnlich, denn auf den vorliegenden Tariftafeln existierten keine Auslandstarife und das Postamt hatte bisher überhaupt keine Sendungen ins Ausland befördert. Ich glaube, daß für die Tarifbestimmungen keine rationelle Erklärung gefunden wurde, dessen Grund wird somit auch ein ewiges Geheimnis bleiben.
Übrigens wurde der Brief in Szolnok zensuriert, was der Zensurstempel von Szolnok beweist. Danach hat die Sendung we-gen des Beförderungsstillstandes im Postamt 1 von Szolnok bis zu diesem Zeitpunkt gelegen, als mit Jugoslawien der Post-verkehr sich wieder in Bewegung setzte (ab 6. August 1045). Somit erreichte der Brief die jugoslawische Hauptstadt Bel-grad.

Abb. 3 Zensurstempel von Belgrad
Der Brief kam in Belgrad an, was durch den rechteckigen Zensurstempel zu sehen ist, mit der Aufschrift: "CENZURISANO - BELGRAD - Vojni Censor B". Da man in Belgrad keine Ankunftsstempel verwendet hatte , ist nicht festzustellen, wann der Brief genau angekommen war. Bekannt ist nur, daß dieser Stempeltyp zwischen Juni und November 1945 benutzt wurde, also könnte die Ankunft im August 1945 möglich sein.
Der Brief wurde über Jugoslawien zur Tschechoslowakei befördert, da zu diesem Zeitpunkt bereits der Postverkehr zwischen beiden Ländern funktionierte und somit die ungarische Post diese Möglichkeit nutzte. Schließlich war es damals noch unsi-cher, wann der Postverkehr mit der Tschechoslowakei beginnen würde. Hieraus ist ersichtlich, daß die ungarischen Postbe-amten sich gut entschieden hatten, da der Brief früher in Bratislava war, als die Vereinbarung zwischen beiden Staaten zu-stande kam. Den Weg von Jugoslawien zur Tschechoslowakei kann man heute leider nicht rekolnstruieren, aber es ist vor-stellbar, daß über Ungarn doch noch andere Wege möglich waren.

Abb. 4 Ankunftsstempel von Bratislava
Es läßt sich durch den Ankunftsstempel nachweisen, daß der Brief im September 1945 in Bratislava angekommen seien muß.
Also früher, als die postalische Verbindung zwischen beiden Ländern wieder hergestellt worden war. Leider kann man den genauen Tag im Stempel nicht erkennen. Hier kann man nur auf dem Briefumschlag ein "Unbekannt" identifizieren oder der Stempel wurde verwechselt ? Leider kann ich auch nicht feststellen, ob dieser Aufdruck eine Bezeichnung oder ein offizieller Stempel von Bratislava ist.

Abb. 5 Ankunftsstempel von Prag
Der Brief wurde von Bratislava nach Prag weitergeleitet, da zwischen den beiden Staaten immer noch keine postalische Ver-bindung bestand (Ankunftsstempel vom 24. September 1945). Hier hatte man ebenfalls wieder einen "Unbekannt-Stempel" oder -Bezeichnung auf den Briefumschlag abgeschlagen und ließ den Brief eine Weile dort liegen. Erst am 8. Oktober 1945 ist der Postverkehr zwischen der Tschechoslowakei und Ungarn wider angelaufen. Danach schickte man die Sendung wieder nach Szolnok zurück. In der Tschechoslowakei wurde die Adresse mit einem blauen Postbleistift durchgestrichen und man schrieb "retour Szolnok" darauf.
Der Brief ist also nach langem und wechselvollem Weg wieder zum Aufgabe-Postamt zurückgekehrt, was durch den An-kunftsstempel von Szolnok auf der Rückseite des Briefes zu erkennen ist, obwohl das genaue Datum man nicht erkennen kann. Danach wurde der Brief dem Absender zugestellt.
Der Brief wurde nicht mit einem Zusatzporto versehen, obwohl im November 1945 der Tarif für solch eine Sendung schon 240 Pengö betraf und somit das Porto bereits das Doppelte gewesen wäre.
Dieser Brief beweist aber auch die Gewissenhaftigkeit, die Opferwilligkeit, die Ehre und die Liebe zum Fach der ungarischen Postbeamten in dieser Zeitepoche. Der Briefumschlag ist trotz des solch langem Weges in einem hervorragenden Zustand, ohne jegliche Faltung oder Knitterung !
Dieser Brief ist ein beispielhafter Beitrag zur Postgeschichte von dem angegebenen Zeitalters. Außerdem ist es eine Beson-derheit einen Auslandsbrief anzunehmen vor Beginn des Postverkehrs. Daneben auch noch ein Beweis, daß man nach solch einem Land Postsendungen schicken konnte, mit dem Ungarn noch keine Postverbindung hatte.
Mein Dank gilt Andor Hodobay, daß ich diese interessante Postsendung so darstellen konnte.


János Dán