MAGYAR KIRÁLYI TÁBORI POSTA ÉS POSTAI CENZÚRA

2017.

Der Postverkehr für die Flüchtlinge während der Revolution 1956

Der Postverkehr für die Flüchtlinge während der Revolution 1956

Artikel veröffentlicht im SZABOLCSI BÉLYEGÚJSÁG im Dezember 2017

 

Der Postverkehr für die Flüchtlinge während der Revolution 1956

Lajos Horváth hat zur 60. Jahresfeier der Revolution im Jahre 1956 in der BÉLYEGVILÁG eine Artikelserie publiziert. Diese Artikelserie möchte ich jetzt mit einigen Sendungen und mit eigener Forschungen ergänzen.
Herr Horváth probierte im VI. Teil seiner Serie die Tätigkeit der Postinnenverkehr während der Revolution mit Artikel zeitgenössischer Zeitungen zu demonstrieren. Das möchte ich hier mit Sendungen besser illustrieren. Der Postverkehr wurde innegehalten, doch man weiß nicht, an welchen Tagen. Das Zeitungszitat von den MAGYAR NEMZET dargestellt in dieser Artikelserie kann mit dem folgenden Brief bewiesen werden, der am 18 Oktober 1956 in dem Karpatengebiet (Sowjetunion, Vel. Bocskov) bei der Post gegeben wurde. Dieser Brief (Abb.1) ist noch vor dem 23.Oktober in Ungarn angekommen und musste wegen den Geschehnissen in einem Verteilerpostamt (vielleicht Bp. 72) warten. Dieser Brief wird dann beim Neubeginn des Postverkehrs zu dem Zustellpostamt geliefert und auf der Rückseite mit einem Ankunftsstempel (Kispest 1. 31 Oktober 1956) versehen (Abb.2). Wahrscheinlich wurde dieser Brief am nächsten Tag zugestellt.

  

Abb. 1-2.

Über den internationalen Postverkehr war nur am Rande die Rede, aber es ist sicher, dass während der Geschehnisse die internationale Briefbeförderung nicht funktionierte. Diese Tatsache kann mit der folgenden Sendung belegt werden, welche am 22.Oktober 1956 in Baile Herculane/Rumänien bei der Post aufgegeben wurde (Abb.3). Der Einschreibebrief ist am 29.November 1956 in Budapest angekommen, laut den Ankunftstempel vom Postamt Budapest 114 (Abb.4). Also kann festgestellt werden, dass die postalische Verbindung mit Rumänisch schon Ende November sicher wiederhergestellt worden war.

  

Abb. 3-4.

Wahrscheinlich auch mit Jugoslawien wurde die postalische Verbindung ungefähr zu dieser Zeit, wiederhergestellt. Der folgende Brief wurde am 13.Dezember 1956 in Gunja/Kroatien aufgegeben und ist laut dem Ankunftstempel am 23.Dezember in Dombegyháza angekommen (Abb. 5 und 6).

  

Abb. 5-6.

Der folgende Brief veranschaulicht auch den Stillstand des Auslandsbriefverkehres (Abb.7.) Der Luftpostbrief wurde am 3.Dezember 1956 in New York aufgegeben. Am 5.Dezember wurde diese Brief bei den Flughafenpostamt auf der Vorder- und Rückseite zweimal mit den Text „RETURNED TO SENDER - SERVICE SUSPENDED“ (Zurück zum Absender - Dienstleistung eingestellt) abgestempelt. Der Absender hat die Sendung wahrscheinlich zurückbekommen, obwohl das auf dem Briefumschlag nicht vermerkt wurde. Am 4.Januar 1957 wurde der Luftpostbriefumschlag wieder zur Post gegeben. Der Brief wurde nochmals abgestempelt, beide Stempel kamen ineinander. Die Stempel mit dem Hinweis über die eingestellte Dienstleistung wurde durchgestrichen, dieser Durchstrich ist aber nur schwach zu sehen. Der Luftpostbrief erreichte jetzt ganz normal den Empfänger in Budapest. Also Anfang Dezember funktionierte der Postverkehr mit den USA noch nicht, aber im Januar war er wiederhergestellt worden. In diesem Brief hatte der Absender geschrieben, dass sie einTelegramm erhalten hatten. Dass aber beweist, dass das Telegraphenamt während der Geschehnisse ungestört und zuverlässig funktionierte.

Abb. 7.

Bei dem Telegraphenamt formte sich eine Revolutions-Komitee. Der Präsident wurde ein Telegraphen-Mechaniker. Hier geschahen keine Atrozitäten, nur der Partei-Sekretär und Genosse Elemér Bakos, der Direktor dem Telegraphenamt wurden während der Revolution nicht hineingelassen. Nach Niederschlagen der Revolution wurde der Mechaniker-Präsident der Revolutions-Komitee festgenommen, aber wegen Intervention Genosse Elemér Bakos Präsident wurde er nicht eingekerkert, sogar durfte er im Telegraphenamt weiterarbeiten. Das Telegraphenamt funktionierte also tatsächlich.
Lajos Szabó Beamter bei der Postambulanz hat im Jahre 1957 in seiner Selbstbiographie auch dasselbe geschrieben. Nach den Revolutionsgeschehnisse mussten alle Postangestellten eine neue Selbstbiographie bei der Personalabteilung abgeben, welche dann zu seiner Personalakte beigelegt wurde. Man war nach der Revolution insbesondere darauf neugierig, wer was während der Revolution gemacht hatte. Herr Szabó arbeitetet bei der Postambulanz, da aber diese nicht funktionierte, wurden die Angestellten mit anderen postalischen Aufgaben beauftragt. So hat Herr Szabó während der Geschehnisse in Oktober beimPostamt Budapest 72 Telegramme aufgenommen, aber wegen den Geschehnisse am 4. November konnte er sich einige Tagen lang nicht melden. Am 10.November meldete sich dann wieder bei der Postambulanz, aber diese funktionierte noch nicht. Da man ihm eine andere Aufgabe nicht geben konnte ging er wieder nach Hause.
Bei den bisher dargestellten Berichte und Artikelserien über den Postverkehr von 1956 konnten wir leider keine Sendungen von Flüchtlingen, Emigranten und aus den Flüchtlingslagern zeigen. Meiner Meinung nach gehören diese unbedingt zu dem Postverkehr der Revolution. Da der Postverkehr mit dem Ausland nicht funktionierte, versuchten diese Menschen die Wien erreichten, Nachrichten zu ihren Geliebten zusenden. Die Kuriere der Botschaften kamen regelmäßig nach Budapest und diese haben viele „Zettel“ mit Nachrichten mitgebracht und den Adressaten übergeben. Ein solcher „Zettel“, der von einer Flüchtlingsfamilie in der Australischen Botschaft geschrieben wurde und von der Botschaft nach Budapest geliefert wurde zeige ich hier. Mit diesen „Zettel“ haben sie darüber berichtet, dass sie gut angekommen sind, wenig Fleisch essen, aber viel Orangen, Bananen und Feigen. Dazu haben sie auch ihre Adresse und Telefonnummer angegeben (Abb. 8 und 9).

Abb. 8-9.

Das Telegraphenamt war das einzige, daß während der Revolution ständig arbeitete und mit dessen Hilfe konnte ausländische Kontakte erreicht werden. Viele der in Wien angekommenen Flüchtlinge haben Telegramme nach Hause geschickt. Ein solches Telegramm, das am 28.November in Wien aufgegeben und am 1 Dezember zugestellt wurde zeige ich hier. Vorher hat man aber den Text telefonisch den Adressaten vorgelesen (Abb.10)

Abb. 10.

Die Flüchtlinge probierten auch Briefe schicken. Der hier gezeigte Brief wurde am 9.Dezember an der Zentralstation des Wiener Telegraphenamtes aufgegeben. Ohne Ankunftsstempel kann leider das Datum der Zustellung nicht festgestellt werden. Der Brief enthält interessante zeitgeschichtliche Daten. Der Absender hat Berichte der Flüchtlinge über die Grenze und den Ereignissen der ersten Tagen in Wien detailliert abgeschrieben (Abb.11).

Abb. 11.

Eine Familie reiste nach Australien aus, von unterwegs haben sie überall her Ansichtskarten geschickt, zeige hier zwei Ansichtskarten. Die eine wurde am 13.Dezember 1956 von Salzburg aus geschickt, und man schrieb, daß sie unterwegs nach Genua sind(Abb.12).

Abb. 12.

Die andere wurde von Genua geschickt und zeigt das Schiff (das Fenster ihrer Kabine wurde angekreuzt) auf welches die Flüchtlinge bis Melbourne/Australien fuhren. Dort begannen sie sich ein neues Leben aufzubauen (Abb. 13 und 14). Das Telegramm und den Einschreibebrief sendende Familie hatte Glück gehabt, Australien hat sie schnell aufgenommen, so mussten sie nicht jahrelang in einen Flüchtlinglagern verbringen.

Abb. 13-14.

Der folgende Luftpostbrief wurde am 29.Januar 1958 in Österreich aus dem Ungarischen Lager in Stockerau zur Post gegeben. Die Absenderin lebte damals noch in dem Lager (Abb.15).

Abb. 15.

Das Rote Kreuz hat bei der Rettung und Versorgung der ungarischen Flüchtlinge auch geholfen. Dazu gehörte, dass sie den Briefwechsel erledigt haben. Der nächste dargestellte Brief wurde am 8.Februar 1957 von dem Schweizer Roten Kreuz in Genf auf die Post gebracht. Dieser Briefumschlag ist mit einem Fenster versehen und der Inhalt fehlt. So kann man den Bestimmungsort heutzutage nicht mehr feststellen. Aber am Briefumschlag sieht man einen ägyptische Zensurstempel. Deswegen kann man annehmen, dass der Brief nach Ägypten adressiert wurde. Was war dann dieser ungarische Kontakt? Am Briefumschlag findet sich auch ein roter Linienstempel mit dem Text: „SERV. HONGROIS“ (ungarischer Dienst oder ungarischer Verkehr). Dieser Stempel hat man für Sendungen von ungarischen Flüchtlinge benutzt (Abb.16).

Abb. 16.

Neben dem Schweizer Roten Kreuz haben Rote Kreuz Organisationen anderen Länder auch die Flüchtlinge unterstützt. Der nächste Brief kam aus der USA nach Budapest. Der Absender hat den Briefumschlag und Briefpapier des amerikanischen Nationalen Roten Kreuz benutzt (Abb.17 und 18).

Abb. 17-18.

Der Brief wurde am 21.Januar 1957 in New Brunswick im Staat New Jersey aufgegeben, wo sich ein Lager mit den Name Camp Kilmer fand. Dieses Lager beherbergte von November 1956 bis Juni 1957 35.000 ungarische Flüchtlinge. Das war eine Übergangslager, hier wurden die ungarischen Flüchtlinge gesammelt und von dort wurden sie dann in jeder Richtung verteilt. Diese Lager war Original militärisches Lager während des II. Weltkrieges. Nach einem kurzer Schließung wurde es im Jahre 1950 wegen dem Korea Krieg wieder geöffnet. 1955 wieder gesperrt aber wegen den ungarischen Flüchtlingen wieder geöffnet. Von März 1958 an nahm die US-Armee das Lager wieder in ihrem Besitz. Es wurde der Hauptstandort der II. US-Armee. In diesen Brief berichtet der Absender darüber, dass er hat von Wien am 7.Dezember aufgebrochen war und über seines Weg in dieses Lager, von wo aus er hoffentlich nach einigen Tagen weitergehen kann. Dieser Brief ist auch ein interessantes zeitgeschichtliches Dokument (Abb.19).

Abb. 19.

Meine anspruchslose Postgeschichte Sammlung über 1956 ist nur so viel, aber ich wollte mit den erwähnten Sendungen die interessante Artikelserie von Herr Horváth unterstützen. Daneben die fehlende Korrespondenz von den Flüchtlingen und dem Roten Kreuz darzustellen ergänzt diese.

János Dán
Mitglied der Gesellschaft der Freunde der Ungarischen Philatelie Forscher

Literatur:

Lajos Horváth: Philatelie- und Postgeschichte 1956, Teil VI. Postinnenverkehr.
BÉLYEGVILÁG 0//2016
MAGYAR NEMZET 30 Oktober 1956
Camp Kilmer - https://en.wikipedia.org/wiki/Camp_Kilmer